Tracking in neuen Dimensionen mit GA4
Seit gut einem Jahr ist Google Analytics 4 auf dem Markt. Vieles ist neu, einiges ist weggefallen. Lohnt sich ein Wechsel?
Google Analytics 4 oder Google Analytics 3?
Seit gut einem Jahr ist Google Analytics 4 auf dem Markt. Und wir konnten bereits mit einigen Websites Erfahrungen sammeln. Der erste Eindruck war eher schockierend, denn es ist so ziemlich alles anders. Das ist man sich zwar gewohnt von vielen Tools. Das Ausmass übertraf dennoch unsere Erwartungen. Lohnt sich ein Wechsel?
Von Sessions und Pageviews zu Events und Engagement
Doch von Vorne. Das klassische Google Analytics basierte auf Sessions und Pageviews und ist darauf ausgelegt den Traffic von einer Website zu messen. Es misst im wesentlichen, welche Seiten angeschaut wurden. Die Pageviews wurden zu Sessions und User gebündelt und mit Informationen zur Quelle, Technologie und Geografie angereichert. Das ist GA3 im wesentlichen. Wer wissen wollte, was die User auf einer Seite genau machten musste zusätzliches Event-Tracking meist durch einen Entwickler implementieren.
Das neue GA4 basiert hingegen auf Events und Engagement. Eine Pageview ist eines von vielen Events. Hinzu kommen standardmässig auch der File Download, Scroll Events und Video Events. Darüber hinaus können relativ einfach über den Google Tag Manager weitere Events nach Bedarf integriert werden.
Ein wichtiges Argument, das für GA4 spricht, darf natürlich nicht unerwähnt bleiben. Mit GA4 können Mobile Apps integral getrackt werden. In einer GA4-Analytics Property können auch Data Streams von iOS und Android Apps getrackt werden. Das ermöglicht ein Device übergreifendes Tracking.
Das vermissen wir
Einige liebgewonnen Auswertung sind bei GA4 leider verloren gegangen. Aufgefallen sind uns die folgenden:
Bounce Rate: Eine gleiche Kennzahl gibt es nicht. An ihrer Stelle lässt sich die Engagement Rate einsetzen. Eine Engaged Session ist eine Session die mindestens 10 Sekunden dauerte, zwei Pageviews oder einen Conversion Event enthält.
Durchschnittliche Sitzungsdauer: Dieser Parameter wird durch die durchschn. Engagement-Dauer abgelöst. Sie lassen sich nicht direkt vergleichen, denn konkret wird neu gemessen, wie lange die Website im Browser im Fokus war.
Entry- und Exitpages: Eine Vergleichbare Metrik gibt es nicht mehr. Auf jeden Fall nicht out-of-the-box. Mit den Events Session_start und First_visit lässt sich einen eher unbefriedigenden Workaround bewerkstelligen
Wer gerne einzelne Seiten vertieft analysiert, wird enttäuscht werden. Die aus GA3 gewohnten Drill-down Funktionen fehlen. Hier müssen eigene Reports erstellt werden oder dann gleich mit dem Google Data Studio gearbeitet werden. Die Möglichkeiten im GA4 Standard sind hier recht beschränkt.
Das gefällt uns
Custom Events: Über den Tag Manager können zahlreiche neue Events angelegt und mit beliebigen Parametern versehen werden. Die Einschränkungen der aus GA3 bekannten Anatomie eines Events (Category, Action, Label, Value) entfallen. Das Event Tracking ist dadurch viel flexibler.
Reportings: Im Zusammenspiel mit dem Google Tag Manager und dem Google Data Studio können relativ einfach sehr spezifischer Reportings erstellt werden.
Die Arbeitsteilung ist wie folgt:
- Im Google Tag Manager werden neue Dimensionen und Metriken definiert (z.B. Klicks im Menu, Downloads von VCF-Dateien, Scrolling)
- In Google Analytics können neue Custom Dimensions hinzugefügt werden. Diese erscheinen sodann in den einzelnen Standard Reports und können auch für die eigenen Reports verwendet werden.
- Eigene Reports im Google Data Studio zu erstellen finden wir etwas komfortabler als in Google Analytics. Zudem können so weitere Quelle hinzugezogen werden (z.B. Google Search Console oder auch ein GA3 Tracking)
Debug-Modus: In Google Analytics gibt es einen Debug Modus. Gerade im Zusammenspiel mit dem Google Tag Manager kann so gut geprüft werden, ob alle Daten richtig in Google Analytics einfliessen.
Tracking von Single Page Application: Wer seine Webpage headless betreibt, profitiert von GA4. Das Pageview-Tracking basiert auf dem History Change und kann per Klick aktiviert werden.
Fazit und Empfehlung
Wer lediglich die «klassischen» KPI – User, Sessions, Pageviews, Besuchsdauer – messen will, wird sich mit dem klassischen Google Analytics wohler fühlen. Es empfiehlt sich jedoch auch hier, parallel GA4 zu installieren. So können erste Erfahrungen gesammelt werden und man ist bereit, sollte Google entscheiden, GA3 nicht mehr zu unterstützen.
Allen, die vertiefte Insights und massgeschneiderte Reportings wollen, empfehlen wir das neue GA4. Im Zusammenspiel mit dem Google Tag Manager und Google Data Studio lassen sich massgeschneiderte Reportings erstellen.